Nach Paris zu fahren, um den von Christo verhüllten Arc de Triomphe zu sehen, war im wahrsten Sinne eine Schnapsidee. Am Freitag im Biergarten bei einem (oder auch … zwei?) Feierabendbierchen plauderten wir darüber, was wir vor dem nahen Winter auf die Schnelle anstellen könnten und googelten zum Spaß die Preise der Zugfahrkarten nach Paris. Wir hatten 2013 den verhüllten Gasometer in Oberhausen gesehen und sind begeistert gewesen. Da die Verhüllung in Paris Christos letztes Werk sein wird, war rasch ein Entschluss gefasst. Am Montag auf der Arbeit: Jaaaa, ich bekomme frei! Am Dienstag am Bahnhof: Jaaaa, es gab noch Fahrkarten! Impfpass, Ausweis, Geld, Handy, Wasserflasche und was man noch so braucht, ab in den Rucksack und los.
Die fünfstündige Zugfahrt war trotz gut gefüllter Abteile angenehm. In Paris angekommen, fanden wir uns im einfachen System der Métro schnell zurecht. Aussteigen am Place Charles de Gaulles (vormals Place de l’Etoile) und da war er, silberglänzend im strahlenden Sonnenschein, der L’Arc de Triomphe.
Ein bekanntes, prominentes Steingebilde zu verhüllen, um seine im Laufe der Jahre etwas abgenutzte Bedeutung ganz neu und frisch in Szene zu setzen ist ein gewagter und in diesem Fall auch recht kostspieliger Kunstgriff. Doch der Anblick des riesigen Denkmals, strahlend und schimmernd unter den sorgfältig drapierten Falten der glänzenden Stoffbahnen, zauberte mir, wie vielen anderen Besuchern, sofort ein breites Grinsen ins Gesicht. Das Mahnmal sah wunderschön aus, wie eine elegante Pariser Dame, die in ihrem schicken, nach der neuesten Mode kreierten Plisseekleid den Champs Elysée entlang schlendert. Die dicken roten Kordeln schnüren den Stoff an seinem Platz fest und setzen knallige Akzente. Sie erinnern an die Befestigungen von opulenten Gardinen, sind jedoch aus Kunststoff.
Natürlich konnte ich die Finger nicht bei mir behalten. Der silberne Stoff, hergestellt von einer Lübecker Firma, fühlt sich an wie ein silberner Topfschwamm in glatt. Die Unterseite besteht aus einer weichen, gummiartigen Schicht, um die darunterliegenden Steinmetzarbeiten nicht zu beschädigen. Das Gewebe ist an jeder Stelle so bleischwer, dass es nicht verschoben werden kann. Das Ehrenmal sieht von jeder Seite anders aus, da der Lichteinfall die eingelegten Falten der glänzenden Verpackung hervorhebt bzw. tief schattiert.
Ich bin wirklich froh, dieses Kunstwerk gesehen zu haben. Die Freude darüber wird den Winter mit kreativen Impulsen erhellen.
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Thomas (Montag, 27 September 2021 18:54)
Wunderbare Bilder und lebendige Beschreibung, liebe Agga :-)
Claudia (Samstag, 02 Oktober 2021 19:44)
Tolle Fotos vom L Arc de Triomphe…. und eine wunderbare Beschreibung deiner Pariser Eindrücke.