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One night in Bangkok

  Ein riesiges Schild an der Zufahrt zu Bangkok mahnt die Vorbeifahrenden, dass Buddha eine heilige Figur ist und nicht zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse herabgewürdigt werden darf. Wer ein Symbol Buddhas ohne den gebotenen Respekt behandelt, sei es, dass er eine Statue als Deko missbraucht oder sich gar ein Buddhatattoo stechen lässt, wird mit hohen Geldstrafen und Gefängnis bestraft. Ich finde keinen einzigen Laden, der religiöse Sinnbilder oder Buddhafiguren verkauft.
  Fußsohlen sind in Thailand verpönt. Es ist beleidigend, seine Sohlen, egal ob unabsichtlich oder absichtlich, ob bekleidet oder gar nackt, gegen Personen oder, völlig unmöglich, gegen Tempel, Buddhastatuen, Bildnisse der Königsfamilie zu richten (Geldstrafe, Gefängnis). Übereinandergeschlagene Beine sind deshalb nicht gerne gesehen.
  Die Mitglieder des Königshauses werden von allen Thailändern wie Familienangehörige geliebt und verehrt. Als der beliebte König Bumiphol 2016 nach über 70 Jahren Regentschaft verstarb, folgte ihm sein Sohn Maha Vajiralongkorn auf den Thron und erhält vom Volk die gleiche Ehrerbietung.
Das Wort „überdekoriert“ scheint im thailändischen Sprachgebrauch nicht zu existieren. Die tiefe Liebe zur Schönheit und die regelrechte Sucht nach Verschönerung treiben unglaubliche Blüten. Sogar die Müllwagen sind mit bunten Farben in prächtigen Mustern verziert. Die einfachsten Gegenstände werden in Kunstobjekte verwandelt und mit einem zusätzlichen Chichi versehen. Nix Ikea und nordisch-kühle Schlichtheit.

 

  Das Bedürfnis der Thailänder nach Ästhetik und Noblesse spiegelt sich auch in ihrem Umgang miteinander. Sie sind höflich, herzlich, geduldig und zugewandt. Ich habe im gesamten Urlaub keinen einzigen unfreundlichen, mies gelaunten Thai erlebt, obwohl etliche Farangs (Ausländer) Anlass dazu boten. Wenn ich einen Thailänder nach dem Weg frage, wird er/sie mehr als bemüht sein, mir zu antworten, sofern ich sehr freundlich bin. Die barsche Farangart hingegen ist ungeeignet, einen Einwohner zu motivieren. Sollte der Thai trotz gebotener Höflichkeit zögern, entschuldigt man sich für für die Störung und geht. Der Thai wird auch bei Unkenntnis versuchen, zu helfen, da sein Nichtwissen einen Gesichtsverlust bedeutet, den man ihm durch weitergehen ersparen kann - rasch und im hämmernden Rhythmus von One night in Bangkok .

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