Plotten für Anfänger Teil 6

Ich habe es nicht mehr ausgehalten und schon einmal mit dem Schreiben angefangen. Dabei gestaltet sich die erste Seite als besonders schwierig, da es die Seite sein wird, die der zukünftige Leser als erstes zu Gesicht bekommt und aufgrund derer er/sie sich entscheiden wird, ob er/sie das Buch kauft oder nicht. Der erste Satz sollte also einen Grund liefern, warum man unbedingt mit dem Lesen fortfahren sollte. Er kann superspektakulär sein oder so normal und gewöhnlich daher kommen, dass der Leser automatisch das Drama dahinter wittert. (Das dann auch da sein sollte, sonst ist es Leserbeschiss. Oder eine besonders geniale Verkaufsstrategie.) Am inspirierendsten ist es, seine Lieblingsbücher hervor zu kramen und zu schauen, was sie an ersten Sätzen zu bieten haben.

Joy Fielding, Lauf, Jane, lauf: An einem Nachmittag im Frühsommer ging Jane Whittaker zum

Einkaufen und vergaß, wer sie war.

Stephen King, Schwarz: Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.

Dean R. Koontz, Brandzeichen: An seinem sechsunddreissigsten Geburtstag, dem 18. Mai, stand Travis Cornell um fünf Uhr früh auf.

Neil Gaiman, Niemalsland: Der Abend, bevor Richard nach London fuhr, war nicht besonders gelungen.

Joy Chant, Der Mond der brennenden Bäume: Die Monde waren längst untergegangen.

Daphne du Maurier, Ein Tropfen Zeit: Das erste, was mir auffiel, war die Klarheit der Luft und dann auch das helle Grün der Landschaft.

Matt Ruff, Ich und die anderen: Mein Vater rief mich heraus.


(Mist, jetzt habe ich Lust, alle meine Lieblingsbücher nochmal zu lesen.)

 

 

Meinen ersten Satz gebe ich nur widerwillig preis, nicht weil er besonders schlecht ist, sondern weil der Text noch in Rohfassung ist und ich nicht weiß, ob ich zum Schluss noch einmal alles umstelle. Also nenne ich es meinen vorläufigen ersten Satz und er lautet:

Die warme Frühlingssonne fiel durch die Blätter der Bäume und zauberte ein Spitzenmuster auf den unebenen Waldweg.

Über reichlich Kommentare, was euch zu diesem ersten Satz einfällt, würde ich mich sehr freuen.

 

Das  erste Kapitel habe ich in beinahe einem Rutsch durch geschrieben. Beinahe heißt, dass ich nur von den üblichen menschlichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten unterbrochen wurde wie: Essen, Schlafen, Arbeiten. Das erste Kapitel stellt dem Leser die Hauptfigur vor und zeigt sie in ihrer Umgebung und in Aktion. Der Leser soll die Protagonistin vor  sich sehen können, mit ihr leben, lachen und leiden. Deshalb finde ich es wichtig, die Figur in Aktion zu zeigen: Was macht sie, was passiert und wie reagiert sie darauf?

Bei unserem letzten Nanotreffen habe ich mein Projekt meinen lieben Schreibbuddies vorgestellt und möchte mich hier noch einmal bedanken für die vielen Fragen von Kim Skott, Alexa Pukall und Julia Eisenmann, die mir geholfen haben, die Schwächen des Plots zu erkennen. Ich muss die Hintergründe der Geschichte noch klarer heraus arbeiten, damit die Hauptgeschichte stimmig, logisch und damit für den Leser nachvollziehbar wird. Der Leser hat kein Lesevergnügen, wenn er sich fragen muss, warum die Hauptfigur so handelt, wo doch die Mutter schon... Über Geschichtsstränge, die unlogisch sind, wird der Leser stolpern, sie sind auch mit noch so fantasievollen Beschreibungen nicht zu vertuschen. Also zurück an mein Zettelbord (ja ich habe mir inzwischen ein Zettelbord hergerichtet: eine 1 Meter mal 1,50 Meter große, dicke Pappe, an die ich alle Zettel mit Notizen über meine Geschichte pinne. Das Schreiben hat somit noch einen körperlich-sportlichen Aspekt: ich muss alle paar Minuten aufstehen, zur Pinnwand rennen und nachsehen, ob ich ,Djirhab‘ richtig geschrieben habe oder ob die Großmutter des roten Königs tatsächlich den Korame ermordet hat. Es darf nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen gelüftet werden!)

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