Nachdem ich ausreichend geclustert und gebrainstormt habe, steht für heute die „Praktische Plot-Checkliste“ von Marcus Johanus auf dem Programm. Eine arge Hürde für mich, denn sie sieht so formel aus, als solle ich das tun, was mir im Leben am wenigsten Spaß macht, nämlich meine Steuererklärung. Aber: ich habe es noch nie gemacht, also probiere ich es einfach mal aus.
1. Was ist die Grundidee meiner Geschichte?
Ein Mädchen wächst bei Bauern auf. Sie ist Außenseiterin, weil sie nicht, wie alle anderen, mit Tieren sprechen kann. Wird gegen ihren Willen von Priesterinnen für den Dienst im Tempel ausgewählt. Erfährt, dass ihr Vater der König war und ihre Mutter seine Konkubine. Rettet die Welt.
Okay, kommt mir alles sehr grob vor, aber ich will ja keinen Roman schreiben. Kicher. Zumindest jetzt noch nicht.
2.Wer ist die Hauptfigur?
Anuka wäre lieber ein Junge. Kann nicht einsehen, warum man Dinge tun muss, die man nicht will. Jeder sollte so leben dürfen, wie er gerne möchte und nicht verachtet werden, weil er anders ist.
3.Was ist das Thema? Wie lautet die Prämisse?
Und schon wird’s komisch. What the hell is a Prämisse? Ich habe nicht die dumpfste Ahnung. Aber mir schwant, dass „die Prämisse finden“ ein großes Ding ist. Etwas, woran man sich den ganzen Roman lang orientieren kann, um nicht abzuschweifen und am Ende irgendwo zu landen, wo man nicht hin wollte. Das Landen wo man nicht hin wollte (Nazi-Ärzte. Die Nanos wissen, wovon ich spreche) macht echt Spaß, aber was ist, wenn es am Ende zu krude ist? Oder einem nichts einfällt, wie es weiter geht?
Versuche nicht, jemand anders zu sein als der, der du bist. Am Ende rettet dein Anderssein die Welt.
Bisschen mickrig, aber fürs Erste...
4. Wie lautet die zentrale Frage, die zu Beginn der Geschichte aufgeworfen wird?
Was ist nur mit diesem Mädchen los?
5. Was will der Protagonist unbedingt und warum will er so dringend sein Ziel erreichen?
Anuka will so angenommen werden, wie sie ist.
6. Wer oder was steht dem Held im Weg?
Silberhaariges Mädchen, Ziehvater, Priesterinnen, Anuka sich selbst, weil sie so trotzig ist.
An diesem Punkt fallen mir jede Menge Ereignisse ein, die die Handlung voran treiben können und Schwierigkeiten bedeuten. Ich schreibe alle auf, so absurd oder simpel sie auch sind. Wenn Anuka z.B. Hunger hat, besorgt sie sich etwas zu essen und wird beim stehlen erwischt.
7. Nochmal, wie genau lautet die Prämisse?
Laut Marcus Johanus lautet die Prämisse für Romeo und Julia: Große Liebe, die von den Familien verboten wird, führt zum Tod. Das hilft ein bisschen, aber nicht viel. Ich saug mir was aus den Fingern. Wer gemein ist zu Außenseitern, ist selbst nichts besonderes.
Mädchen, dem man das Leben schwer macht, rettet die Welt. Oje.
8. Wer oder was hilft der Hauptfigur?
Ziehmutter, Hexe/Heilerin des Dorfes, Ternos, ihr Ziehbruder.
Mir fallen noch mehr Figuren ein, die ihr während der Geschichte helfen könnten. Ich schreibe sie alle auf, plus die ersten Ideen zu Ereignissen, bei denen diese Figuren hilfreich sein könnten. Also sammle ich Geschichten/Teile für meinen Roman.
9. Welchen Plan entwickelt und verfolgt meine Hauptfigur, um die Hindernisse zu bewältigen?
Ternos zur Seite zu stehen, Kind retten, leibliche Mutter finden.
10. Worin besteht der zentrale Konflikt?
Anuka will in Frieden leben, wird aber von Ereignissen und ihrer Lebensgeschichte daran gehindert.
11. Wie erreicht die Hauptfigur ihr Ziel?
Die Welt zufrieden zu stellen, um in Ruhe gelassen zu werden. Klingt dämlich, was solls.
12. Und ein letztes Mal: Stimmt meine Prämisse?
Ich habe keinen Schimmer. Aber mir wird klar, dass ich das hier nicht aus den Augen verlieren sollte, wenn der Roman schlüssig werden soll. Also pinne ich einen Zettel gut sichtbar über meinen Schreibplatz: What the Hell is the PRÄMISSE?
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